Wenn das Os peroneum plötzlich wichtig wird

Ein Mann kommt in die Notaufnahme und berichtet von einem nicht genauer zu beschreibenden Distorsionstrauma am Fuß. Neben mäßigen Schmerzen am Außenknöchel klagt er vor allem auch über starke plantare Schmerzen, wo es auch reichlich Schwellung gibt.

Initiales Röntgenbild
Sehen Sie den pathologischen Befund?

Gebrochen scheint ja nichts zu sein. Aber das zusätzliche Ossikel am lateralen Fußrand sieht anders aus als sonst.

Os peroneum nach dorsal verlagert.
Das Os peroneum ist zu weit dorsal. Das gehört weiter nach vorne.

Sicher? Schauen wir uns das mal im Vergleich an:

Vergleich mit normalen Bildern.
Links das aktuelle Bild und dann drei diesbezüglich unauffällige Vergleiche.

Normalerweise liegt das Os peroneum so auf der Höhe des Gelenks vom Kalkaneus zum Kuboid oder lateral plantar von diesem. Und da dient es als Hypomochlion in der Sehne des M. peroneus longus. Wo zieht der noch mal lang?

Verlauf Sehne M. peroneus longus
Die Nummer 3 und 5 bezeichnen die Sehne des M. peroneus longus.

Richtig: Von lateral unter dem Fuß durch nach medial zur Basis des Os metatarsale I.

Also?

Wenn jetzt das Os peroneum in der Sehne des M. peroneus longus nach proximal verlagert / gezogen ist, dann kann das ja wohl nur bedeuten, dass die Sehne distal vom Os peroneum gerissen ist. Das schauen wir uns doch noch mal in der MRT an:

PDw SPIR axial
Die Pfeile zeigen auf die Sehnenstümpfe der Peroneus longus Sehne, proximal mit dem Os peroneum. (PDw SPIR axial)
PDw SPIR sagittal.
Sagittal sieht man sehr gut den distalen Stumpf.
Fertig.
Segond-Fraktur
Segond-Fraktur: Kleine, unscheinbare Schuppe am lateralen Tibiaplateau, aber Kreuzband kaputt.

Und damit wäre der Fall aus radiologischer Sicht gelöst: Wenn nach einem passenden Trauma das Os peroneum nach hinten, also proximal verlagert erscheint, sollte man mal nach plantarem Druckschmerz fragen. Wenn das dann auch noch passt, kann man sich getrost mit der Verdachstdiagnose “distale Ruptur der Peroneus longus Sehne” aus dem Fenster lehnen.

Ist ein schönes Beispiel, wo man schon anhand des konventionellen Röntgenbildes eine tendinöse oder ligamentäre Verletzung diagnostizieren kann. So wie man es bei der Segond-Fraktur tun kann, bei der in dem größten Teil der Fälle das vordere Kreuzband durch ist.

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